Bibliothek Die Legende der doppelköpfigen Adler Er schwebte majestätisch in der Luft, ruhig und ohne Flügelschläge glitt er auf den Luftströmungen dahin. Seine vier Augen waren mal nach unten, mal nach oben oder auch in beide Richtungen gleichzeitig gerichtet. Sein Gefieder glänzte in den Strahlen der Frühlingssonne und auf einmal schlug er mit den Flügeln. Schneller und immer schneller wurde sein Flug und er erschien seinem Opfer wie ein gleißender Komet. Seine Klauen gruben sich in das Fleisch des Schattenwolfes und seine gebogenen Schnäbel drangen in das Herz der dunklen Bestie ein und zerstörten sein unheiliges Leben mit der Kraft des Herren der Lüfte. Er erhob sich, seine Beute in den Krallenfüßen, wieder gen Himmel und flog in Lothin zurück zu seinem Horst, wo die Jungtiere bereits auf ihre Fütterung warteten. Sein Horst befand sich auf einem hohen steinernen Turm, der schon seit Urzeiten sein und seiner Vorfahren zu Hause war. Er war aber nicht der einzige seiner Art. Noch acht andere doppelköpfige Adler gab es. Sie waren ein glückliches erhabenes Volk und herrschten in Weisheit und Güte über die anderen kleineren und weniger mächtigen Greifvögel. Zu Hunderten lebten sie in für Greifvögel in überschaubarer Nähe und alle erkannten ihn, Sagothir, den größten, schönsten, stärksten und weisesten unter ihnen, als ihren König an. Auch die Menschen, die in der Umgebung der Adler, Falken, Bussarde, Eulen und anderen Greifvögel ihr Heim hatten, verehrten ihn. Denn sie lebten in Sicherheit, da Sagothir und die anderen die Menschen als ihre Schutzbefohlenen sahen und alles Böse und Unnatürliche hielten sie von ihnen fern. Das Land erblühte ob dieser Sicherheit, denn niemand wagte in das Reich Sagothirs, dunkle Gedanken hegend, einzudringen; denn niemand war seiner Wut bisher entkommen. Im laufe der Jahrzehnte siedelten sich immer mehr Menschen um den Felsen an und errichteten sogar eine Feste, alles unter den wachsamen Augen der Herrscher der Lüfte. Das "Volk im Himmel", wie es von den Menschen genannt wurde lebte friedlich mit ihnen einher. Zu Ehren der doppelköpfigen Adler trugen die Adligen und Soldaten der Umgebung den doppelköpfigen Adler als Wappen auf ihrer Kleidung als Zeichen von Kraft, Verständnis und Frieden. Während des zweiten Orkkrieges wurde auch die hiesige Kämpferschar zu den Waffen gerufen, um gegen den wiederkehrenden Schatten zu streiten. Die kleine Gruppe unter der Führung von Garth Gweldon von Adlerheim, dem Sohn Ahlfrieds, zog in den Kampf und über ihnen schwebten immer einige Falken und hatten ein wachsames Auge auf sie. Dann gerieten Gweldon und seine Mannen in einen Hinterhalt. Gelegt von Carydlaiwen der schwarzen Wölfin. Ihre Orks und Schattenwölfe fielen mit vielfacher Übermacht über die kleine aber gut organisierte Armee her. Ein aussichtsloser Kampf entbrannte. Nur wenige Minuten später verdunkelte sich der Himmel, unterbrochen von einigen gleißend hellen Strahlen. Gweldon blickte nach oben und er erkannte Sagothir. Zusammen mit den anderen doppelköpfigen Adlern und einigen hundert anderen Greifvögeln stürzte er auf die Schattenwölfe und Orks herab. Gleichzeitig traten die Wappen der Doppelkopfadler wie von Geisterhand gezogen aus den Waffenröcken hervor und legten sich mit einem silbrigen Schimmer um die Schutzbefohlenen der Adler. Helle Strahlen zuckten aus den Augen der doppelköpfigen Adler hervor und streckten die Gegner nieder. Ihre Flügel schlugen so stark, daß die Feinde vom den Böen zu Boden geschleudert wurden. Nur Gweldon und seine Gefolgsleute blieben unbehelligt von diesen Auswirkungen. Nun stürzten alle auf die Kreaturen der Finsternis herab und Ork- sowie Wolfskörper wurden zerfetzt und starben mit Schreien des Schreckens. Aber Carydlaiwen, die schwarze Wölfin, gab nicht auf. Sie stimmte ein schauerliches Heulen an und am Himmel erschien ein Feuerdrache. Mit seinem heißen Odem verbrannte er die Armee aus den Lüften und auch Gweldon und seine Männer verbrannten allesamt. Nur Sagothir erhob sich brennend aus der Masse und flog auf den Drachen zu. Er kämpfte solange es ging gegen die rote Bestie, fiel aber schließlich tot vom Himmel. Doppelköpfige Adler, Greifvögel und Menschen: Alle waren vernichtet und der wiederkehrende Schatten hatte wieder einmal einen Sieg errungen, wenn er auch schwere Verluste erlitt. Seitdem sind die sehr langlebigen doppelköpfigen Adler verschwunden. Noch heute wartet man in der Garie Adlerheim auf deren Rückkehr und Bewohner Adlerheims betrachten sich als "Sucher der doppelköpfigen Adler". Der Horst auf dem heutigen Bergfried wird immer noch in Ordnung gehalten, in der Hoffnung auf die Wiederkehr der Herrscher der Lüfte. Es heißt, sie werden irgendwann zurückkehren, um eine kommende Bedrohung, von der die Adler verehrenden Bevölkerung, abzuwenden. |
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