Bibliothek Koralh-Anh-Gornamurh, der Weg der Silberwölfe Vor langer Zeit, als Ur noch nicht fest schlief und viele Ihrer Träume einen Weg in die Welt der Menschen fanden, gab es ein Volk von großen grauen Wölfen, den Silberwölfen. Sie waren stark, ausdauernd und sehr wild in ihrem Verhalten, vor allem wenn sie sich auf die Jagd begaben. Viele der Menschen dieser Zeit fürchteten die Silberwölfe, die von ihnen Gornamurh genannt wurden, was soviel heißt wie, "Sturm des Zorns". Aber nicht alle Menschen schreckten vor den Gornamurh zurück, es gab einige Thalemannen, denen es gelang die Freundschaft dieser wilden Geschöpfe zu erringen. Sie jagten mit ihnen in den Wäldern, sie liefen mit ihnen dem Wind voraus und sie lebten mit ihnen in ihren Höhlen und Zufluchten. Und diese starke Verbundenheit und Freundschaft zwischen solch unterschiedlichen Kreaturen gefiel Ur, so daß sie davon träumte, aus beiden könnte wohl ein Volk werden. Zu dieser Zeit waren die Träume von Ur noch mit großer Macht erfüllt und so begab es sich, daß die Edelsten unter beiden Völkern die Gabe erlangten, sich in die jeweils andere Rasse zu verwandeln, man nannte sie Koralh-Gornamurh, die Fürsten der Silberwölfe. Stark und edel waren sie, denn sie verbanden die guten Seiten beider Rassen und waren zudem durch den Traum von Ur mit der Gabe großer Langlebigkeit gesegnet, wenn sie auch darob nur sehr selten Nachwuchs bekamen. Und so kam es, daß die Götter sich zu interessieren begannen für die Koralh-Gornamurh und ihnen mehr Aufmerksamkeit schenkten. Thalan kam und schaute die Koralh-Gornamur und es erfüllte ihn mit Freude zu sehen, wie sie sein Werk durch Ihre Anwesenheit bereicherten. So dann rief er seine Töchter Lyss und Ydd herbei und zeigte ihnen freudig die Schönheit dieser wilden Wesen. Aber Lyss wandte sich schnell ab, denn zu hart und grausam erschien ihr das Verhalten der Silberwölfe bei der Jagd und bei ihren vielen Kämpfen um die Rangfolge im Rudel, wenn gleich sie auch sehr sanft und behutsam sein konnten, bei der Pflege ihrer Jungen. Doch Ydd erstrahlte beim Anblick der Koralh-Gornamurh und sie fanden sofort einen Weg in ihr Herz, denn leidenschaftlich und stürmisch waren sie und unerschrocken im Kampf und auf der Jagd, bar jegliche Furcht vor dem Ende ihres Seins. Und Ydd verbrachte viel Zeit bei den Silberwölfen, schenkte ihnen viel ihrer Gunst und die Koralh-Gornamur trugen mit stolz ihr Zeichen, den Dreizack. So wurden die Silberwölfe noch wilder und unbezähmbarer und die Menschen hatten oftmals große Angst vor ihnen, jedoch waren sie nie ihre Feinde. Aber auch Noralgamon, der Schwarze, wurde der Gornamurh gewahr und suchte danach diese Kreaturen für sich zu gewinnen, auf daß sie für ihn kämpften gegen Thalans Volk. Doch sie dienten Ydd und hörten nicht auf seine Worte, sondern bekämpften ihn aufs bitterste. Die Koralh-Gornamurh waren dabei so wild und ungestüm, daß sich sogar der mächtige Noralgamon vor ihnen zurückziehen mußte, denn kühn und todesmutig waren sie, hatten keine Angst vor ihrem Ende, stark im Glauben an Ydd. Doch so leicht gab Noralgamon nicht auf, denn er bewunderte die Stärke dieser Kreaturen und wollte sie in jedem Falle auch für sich gewinnen. So raubte er eines Nachts einige ihrer Jungen und verschleppte sie in sein dunkles Reich. Dort nährte er sie mit seiner dunklen Kraft und gab ihnen von seinem Feuer und seiner Stärke, auf daß sie an seiner Seite in seinem Schatten stehen sollten. Der Wille der Silberwölfe war stark und ihr Widerstand groß, viele von ihnen starben, aber einige konnten der Macht Noralgamons über lange Jahre nicht widerstehen und so wurden sie ihm Untertan und trugen seit diesem Zeitpunkt ein schwarzes Fell, als Zeichen ihrer Unterwerfung. Als sie nach vielen hundert Jahren endlich zahlreich genug waren, schickte Noralgamon sie in die Welt hinaus, das Volk Thalans zu bekämpfen. Schrecklich waren sie in ihrem Blutrausch, schnell bekannt als Dunkel- oder Schattenwölfe und die Menschen erzitterten vor ihnen und sie bekämpften sie. Aber niemand bekämpfte sie hartnäckiger als die Koralh-Gornamurh, denn sie erkannten sogleich wer sie waren und haßten sie dafür, mehr als alles andere. Und so wurden aus den Menschen und den Gornamurh Verbündete im Kampf gegen den Wiederkehrenden Schatten, doch oft und lange wird dies vergessen, denn die Menschen sind nicht so langlebig wie die Fürsten der Silberwölfe und oft vergehen Generationen, bevor der Schatten aufs neue wiederkehrt und alte Freundschaft muß neu errungen werden.