Bibliothek Die Legende von Lythandera, der ersten Meerjungfrau Es begab sich zu einer Zeit, da die Thalemannen noch nahe des Meeressaumes lebten und Thalan oft unter den Menschen wandelte um ihnen ihren Weg zu weisen. Zu jener Zeit lebte eine junge Priesterin, die ihr Leben dem Thalan geweiht hatte. Ihr Name war Lythandera und sie wanderte jeden Abend am Meer entlang, ließ ihre Füße vom Wasser umspielen und sang Thalans Lieder. Und so hallte ihre klare Stimme weit über die sanfte Brandung, hinaus aufs weite Meer. Und Thalan hörte ihre Stimme und sie rührte ihn. Er fand gefallen an der lieblichen Priesterin und er umwarb sie. Nach einiger Zeit gebar sie ihm Zwillinge. Er gab ihnen die Namen Lyss und Ydd, was in unserer Sprache soviel heißt wie Regen und Sturm. Thalan war sehr glücklich über die Geburt seiner Töchter und er machte Lythandera unsterblich. Er schenkte ihr die Gabe sein Reich zu besuchen wann immer sie wolle und erschuf somit die erste Meeresjungfrau. Es heißt auch heute noch könne man ihre Stimme über die brausenden Wogen des Meeres hören, sie fängt sich in den Segeln der Schiffe und erhebt sich über die Stürme. Die Zwillinge jedoch nahm Thalan bald in sein Reich, denn sie waren das Ebenbild ihrer Mutter Lythandera. Hier wurden sie zu einer Freude für ihren Vater und halfen ihm schon bald über die Gewässer der Welt zu wachen. Doch wo immer Lyss mit Güte und Nachsicht die Menschen bedachte, erntebringenden Regen und fischreiche Gründe schenkte; war Ydd unnachgiebig und hart und ahmte eher den Zorn Thalans als seine Güte nach. Da sie jedoch Zwillinge sind, wirkt wo die eine wirkt, auch die andere. Und so kommt es, daß die Überschwemmungen, die Ydd sendet, welche Vieh töten und Ernten vernichten, auch fruchtbaren Boden von Lyss mit sich bringen, der neues Leben spenden kann. Auch der Regen, der im Sommer eine kühle Abwechslung bringt, kann durch die Unbeherrschtheit Ydds Vernichtung und Untergang bedeuten. So hat vieles zwei Gesichter und nur Thalan weiß, welche seiner Töchter nun Lyss und welche Ydd ist, denn er allein ist allwissend. |
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